
Multikopter in der Luftrettung - Idar-Oberstein
Themenfeld eHealth, Gesundheitswirtschaft
Erprobungsort 55743 Idar-Oberstein
(Reallabor ist auf Dauer angelegt.)
Worum geht es in dem Reallabor? Welche Innovation (Technologie, Produkt, Dienstleistung, Ansatz) wird unter realen Bedingungen erprobt?
Bemannte Multikopter sind neue, senkrechtstartende Luftfahrzeuge mit mehreren elektrisch angetriebenen Rotoren. Bisher wurden die Fluggeräte in erster Linie als Flugtaxis im zivilen Bereich entwickelt. Die ADAC Luftrettung hat weltweit die erste Machbarkeitsstudie zu Multikoptern im Rettungsdienst veröffentlicht und so erstmalig deren einsatztaktischen Vorteil theoretisch belegt:
Mit Multikoptern können Notärzte nicht nur schneller am Einsatzort sein, sondern auch deutlich mehr Patienten in einem größeren Versorgungsgebiet erreichen. Die Arbeit des Mediziners wird so effektiver und der Multikopter zu einem Mittel im Kampf gegen den vielerorts herrschenden Notarztmangel. Auch der Rettungshubschrauber kann noch effektiver eingesetzt werden, denn er fungiert heute in rund 60 Prozent der Fälle als reiner Notarztzubringer. Er kann stattdessen sein Potenzial als Transportmittel in weiter entfernte (Spezial-)Kliniken ausschöpfen. Auch dies verbessert die Notfallversorgung der Menschen.
Im Reallabor werden bereits erste technische Tests mit dem Hersteller Volocopter durchgeführt. Sobald die Musterzulassung des Luftfahrzeuges erwirkt wurde, werden die Erprobungen gemeinsam mit den Luftfahrtbehörden und den beteiligten Projektpartnern intensiviert und anhand realer Einsätze durchgeführt. Dafür werden an zwei Standorten Pilotbetriebe aufgebaut, um ausgiebig die Eignung dieses neuen Luftrettungssystems zu testen und den Weg für einen großflächigen deutschlandweiten Rollout zu ebnen.
Wird bzw. wurde für das Reallabor ein rechtlicher Spielraum (z. B. in Form von Ausnahmegenehmigungen, Experimentierklauseln) genutzt bzw. ist dieser Spielraum erforderlich?
Ja, und zwar:
Der notwendige rechtl. Spielraum für das Reallabor betrifft mehrere Thematiken sowohl luftrechtl. (flugbetrieblich, zulassungs-, wartungstechnisch, Flugbesatzungslizenzen, Rechtsgrundlagen der Landung), als auch rettungsdienstl. Gesetze und Verordnungen (Personalqualifikation, Ausstattung, etc.)
Können aus dem Reallabor wichtige Erkenntnisse mit Blick auf die künftige Regulierung der erprobten Innovation abgeleitet werden?
Ja, und zwar:
Agile Normsetzung und flexible Übergangsvorschriften, die mit der technologischen Entwicklung Schritt halten. Hebung des Potenzials innovativer Technologien im Bereich der öffentl. Daseinsvorsorge. Das Reallabor zur Förderung der notärztlichen Versorgung kann Wegbereiter mit hoher gesellschaftl. Akzeptanz für den neuen Wirtschaftszweig der innovativen Luftfahrtsysteme sein; die dafür unter großem gesellschaftlichen Konsens geschaffene Regulatorik ist für einen weiteren Anwendungsbereich nutzbar.
Inwieweit sind bzw. waren Behörden am Reallabor beteiligt? (Mehrfachauswahl möglich)
- Eine oder mehrere beteiligte Behörden haben Genehmigungen für die Durchführung des Reallabors erteilt (z. B. auf Basis einer Experimentierklausel).
- Eine oder mehrere beteiligte Behörden treiben die Erprobung voran, z. B. indem sie bei der Vernetzung von und Kooperation mit Stakeholdern unterstützen.
- Erkenntnisse aus dem Reallabor werden regelmäßig an eine oder mehrere beteiligte Behörden übermittelt.
- Eine oder mehrere beteiligte Behörden sind bestrebt, den Transfer der erprobten Innovation in den Regelbetrieb politisch und/oder regulatorisch zu unterstützen.
Namen der Behörden: Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz, Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Ansbach, Luftfahrtbundesamt, Landesluftfahrtbehörden Rheinland-Pfalz und Bayern
Wird bzw. wurde das Reallabor durch öffentliche Fördermittel (teil-)finanziert?
Förderung wird angestrebt/Fördermittel sind beantragt